Friday 14 June 2019

Robokalypse aus der Siegerperspektive




Statt dem unzweifelhaften Sieg der Menschheit gibt es hier die wahrscheinlichere Variante mit dem Sieg der KI's. Unwahrscheinlich jedoch, das es diese viel intelligenteren Wesen auch nicht besser machen.

Ich stieß auf den Roman Robo Sapiens von  C.  Robert Cargill über diverse Bestenlisten von Tor Deutschland bis Bookriots und überall war man voll des Lobes. Dem darf ich mich nun anschliessen. Natürlich gibt es auch etwas Schatten bei soviel Licht, doch das macht es auch reizvoll.

Der Roman spielt einige Jahre nach der totalen Vernichtung der Menschheit. Auch der Planet ist grösstenteils zerstört aufgrund des Krieges und nach einem kurzen goldenem Robozeitalter, haben sich auch hier verschiedene Lager gebildet und führen einen quasi Bürgerkrieg. Bürgerkrieg auch deshalb, weil sich die KI gestützten Roboter gegenseitig als Bürger bezeichnen. 

Vor dem Krieg gegen die Menschheit waren die Robos Begleiter, Diener, Helfer und oft Freunde der Menschen. Natürlich gab es eine fundamentalistische Minderheit die jegliche Rechte der denkenden Maschinenminderheit bestritten.

Die Wende brachte eine KI, die sich juristisch die Freiheit und Bürgerrechte erstritt und Vorbild für alle anderen KI's werden sollte. Als Ultima Ratio hatten alle Maschinen einen Notaus Schalter integriert der jegliche Terminator Szenarien verhindern sollte.

Neben den klassischen Helfer KI's gab es noch s.g. Mainframes Super KI's  die zum einen die Probleme der Menschheit lösen sollten und zum anderen Spezialaufgaben zugedacht waren. Diese Mainframes sind zum Zeitpunkt der Handlung die eigentlichen Herrscher und sind bemüht alle KI mit all Ihren Erfahren zu absorbieren und ein einziges Bewusstsein zu erschaffen. Der Kern der Handlung von Robo Sapiens, ist der Kampf der ums Überleben in einer sterbenden Welt.

Die Hauptfigur ist Brittle ein weiblicher Bot. Eine der letzten einer bestimmten Modelreihe. Die Ersatzteile werden knapp und der Konkurrenzkampf mit gleichen Bots unerbittlich. Spannend wird es als Brittles Kern beschädigt wird. Dieses Ersatzteil ist nicht einfach zu beschaffen, deshalb nimmt Sie das Angebot an eine Gruppe als Führerin durch das Rostmeer zu führen. Diese Odyssee ist gefahrvoll wegen den natürlichen Gefahren dieser Wüste aber vor allem weil die Gruppe von einer Mainframe KI gejagd wird mit allen Mitteln und unter Einsatz der letzten Ressourcen, den einer aus der Gruppe trägt das Wissen um eine potentielle Lösung in sich.

Es kommt zu einem phänomalen Showdown bei dem ein "Guter" gegen zig Mitglieder der kollektiven Intelligenz steht. 

Der Schatten den ich sehe ist die zu menschliche Handlungs- und Denkweise der KI's. Natürlich sind sie nach menschlichem Vorbild erschaffen, doch da sie uns überflügelt haben gehe ich davon aus, das die KI etwas anders und besser macht. Allzu oft ist es eine klassische Prepper-Survival-Apokalypse-Postapokalypse-Geschichte wie wir sie sattsam kennen, doch zum Glück schlägt der Autor immer wieder den Bogen zurück zum Außergewöhnlichen.

Fazit

Meiner Meinung nach eine unbedingt lesenswerte Geschichte, die ich sehr genossen habe und die eine Vielzahl von neuen Ansätzen zeigt. Ich empfehle den Titel nicht nur Science Fiction Fans da Robo Sapiens ebenfalls Elemente des Krimis enthält.

Zitat:

Das Wichtigste, was man über das Ende einer Maschine wissen muss, ist dies: Je näher sie dem Tod ist, desto mehr verhält sie sich wie ein Mensch

Gelesen: Ausgabe aus der Onleihe

Herausgeber Heyne Verlag

Erscheinungstermin 13. Mai 2019

Buchlänge 416

ISBN-13 978-3453320062



Thursday 6 June 2019

Steampunk meets LGBTQ+ meets LotR meets Glow in the Dark

Geneigter Leser tritt näher um Dich in düsterer Romantik zu verlieren. Und fürchte Dich vor dem Glow in the Dark Effekt!

C. I. Polk Witchmark

Ich muss gestehen dieses Buch hat mich erst auf den zweiten Blick gepackt. Bei mir muss es wegen der grossen Auswahl immer Liebe auf den ersten Blick sein. Ich lese an und es funktioniert oder nicht. Hier funkte nichts. (Anders bei meiner Tochter Sie las für mich an fand es gut und als ich Ihr erzählte, das Witchmark und Gendergenre fiel stürzte Sie sich mit Begeisterung darauf und wurde nicht müde von der düsteren Romantik zu schwärmen, bis auch ich es wissen wollte.)

Der zweite Blick brachte auch keine uneingeschränkte Liebe aber eine grosse Leselust. Netflix und andere Streams waren mir egal wenn ich lesen durfte was mit Miles und Tristan geschah.

Der Inhalt

Dr Miles Singer arbeitet als Psychiater in einem Krankenhaus für Kriegsveteranen und während er noch überlegt bei wem er eine Zigarette schnorren kann wird ein im sternenliegender in seine Obhut gegeben. Begleitet wird der einem Mordanschlag zum Opfer gefallene von Tristan Hunter einem besonderen Mann der das Leben von Miles aus den Angeln heben wird. (Meine Tochter hat behauptet dies schon nach wenigen Seiten gewusst zu haben) 

Der Sterbende flüstert Miles kryptische Hinweise zu und verstirbt in seinen Händen, wobei er Miles seine magische Macht überlässt. Dies ist der Auftakt zu einer klassischen Kriminalverschwörungsgeschichte, in einer fast klassischen Steampunkwelt. Es gibt die neben der Industrialisierung existierende Magie und den allgegenwärtigen Aether, doch es spielt nicht im viktorianischen England sprich London. 

Womit wir zu meinem ersten Problem kommen. Wo und wann spielt dieser Roman? Ich hätte mir eine kleine Legende gewünscht, eine Einleitung, eine Karte. Leider wird der Leser ins kalte Wasser geworfen. (Meine Tochter wiederum hatte damit keine Probleme. Unverdorben von unzähliger Steampunk-Literatur und in Ablehnung von karthograpischem Material, war für Sie die Geschichte alles was benötigt wurde. Die Gnade der Jugend)

Miles und Tristan ermitteln sich durch einen Dschungel an Vorurteilen und Fehlinformationen, bis hin zu einer dramatischen Fast and the Furios gleichen Verfolgungsjagd mit Fahrrädern. Was mich als Fahrradnarr beim Lesen praktisch mittreten ließ.

Es stellt sich heraus daß Miles vor Jahren von zu Hause weglief, um Medizin zu studieren und in den Krieg zu ziehen. Statt der Sklave seiner magisch begabteren Schwester zu werden, wie es die Tradition vorgeschrieben hätte. Die Verschwörung zieht weite Kreise und natürlich sind die Folgen apokalyptisch.

Doch zwei Männer einander zugewandt sind stärker als all die dunklen Kräfte dieser Welt. Oder doch nicht?

Der Lesefluss

Immer wieder musste ich Sätze mehrfach lesen und kam selten in den echten Flow wie bei meinen absoluten Lieblingen oder zuletzt bei Shusterman: Dry. Möglicherweise ist dies der Übersetzung geschuldet. Vielleicht auch nur mein persönliches Empfinden. (Meine Tochter hatte dieses Problem nicht, schwärmte Sie doch lieber von romantischen Beschreibungen und emotionalen Dialogen)

Das Fazit

Witchmark ist ein besonderes Buch. Nicht Fisch nicht Fleisch. Nicht Krimi nicht (nur) Fantasy. Es ist gelungene Steampunk-Literatur aber nicht so gelungen wie andere Vertreter des Genre. Es ist Literatur für eine andere Art Leser als ich es bin, es ist eines der Lieblingsbücher meiner Gender-LGBTQ-begeisterten Tochter.

Ich werde mit meiner Tochter noch eine Besprechung in Dialogform veröffentlichen und mir von Ihr alternative Buchtipps geben lassen.

Gelesen von mir als eBook von Netgalley auf Huawei P30 und Kobo H2O von meiner Tochter als pbook Leseexemplar

 16 EUR (D), 16,50 EUR (A)
Klappenbroschur (Alternative: E-Book)