Tuesday 28 May 2019

Ein ganz normaler Mord

Kate Penrose Nachts schweigt das Meer

Ein klassischer who done it vor uriger Szenerie. Ein Roman wie ein Sonntagabend Primetime Film.

Fischer Verlag

Vorab möchte ich anmerken, das ich Kriminalromane sehr mag. Von frühester Kindheit an geprägt und mit meinem ersten Edgar Wallace in die richtige Richtung gelenkt, lese ich alles. Ich mag die Klassiker wie Conan Doyle  ist hin zu den härteren Lesarten wie Chris Carter und ich habe meine Liebe zu deutschen Autoren wie Andreas Gruber entdeckt.Voller Begeisterung habe ich den Titel von Kate Penrose begonnen. Den er schien wie für mich gemacht:

  • Ein cooler einsamer Held wie bei Lee Child
  • Ein 🐕 wie bei mir zu Hause
  • Toller Handlungsort auf einer urigen Insel
  • Eine geheimnisvolle, schöne Frau 

Der Held Ben Kitto, ein beurlaubter Undercover-Polizist, kehrt psychisch angeschlagen in seine Heimat zurück und will sich mit körperlicher Arbeit in der Werft seines Onkels therapieren. Da wird die Leiche einer jugendlichen Inselschönheit entdeckt und Ben bricht seinen "Urlaub" ab, um zu ermitteln. Leider sind auf der kleinen Insel ALLE Bewohner, wenn nicht verwandt so doch befreundet und jetzt tatverdächtig.

Ben prüft die Alibis sämtlicher Bewohner und läuft dabei meiner Meinung nach ziellos von Haus zu Haus. Mal ist der Eine verdächtig Mal die Andere. Es kommt mir nicht wie eine Ermittlung, sondern eher wie ein stochern im dunklen vor. Sehr gut wird die Natur und die Seestimmung eingefangen doch ist dies kein Gemälde von C D Friedrich sondern ein Krimi. Die Spannung steigt als eine weitere Leiche auftaucht, die als Lebender auch Tatverdächtig war (was ja aber alle sind).

Es geht noch etwas hin und her bis hopplahop der Fall gelöst wird. Ben findet im Laufe der Ermittlungen auch eine Herzensdame die ebenfalls Ihr Päckchen zu tragen hat und partout nicht die grosse Liebe sein möchte. Ihr Geheimnis wird zwar gelüftet wie auch das von Ben aber als Leser ließ es mich unbeeindruckt. Mir fehlen die menschlichen Abgründe oder der besondere, messerscharfe Blick des Ermittlers. Ben lässt sich treiben und irgendwas passiert. Die einzig interessanten Personen auf der Insel sind die Kräuterhexe deren Geschichte in kleinen Einschubkapiteln erzählt wird und Bens Onkel mit der Werft, über den man fast gar nichts erfährt, der aber eine Coolness ausstrahlt die ich mir für den Helden wünsche.

Ich übe viel Kritik aber das Buch hat mich gut unterhalten. Für einen gemütlichen Nachmittag oder den Urlaub ist der Krimi gut geeignet, es gibt da draussen allerdings viel mehr viel bessere Krimis. Ich weiß nicht warum ich diesen lesen sollte.

Ach ja und der Hund. Ich habe auch einen und ich würde ihn weder stundenlang in mein Haus einsperren wo er auf jeden Fall Chaos anrichten würde. Vor allem ein Hund wie Bens Wolfshund und ich würde Ihn auch nicht einfach freilaufen lassen, nach dem Motto mach was du willst und wo Du willst. Wer macht die Sch...se weg und wer erzieht das Riesentier? Das ist mir übler aufgestoßen als die Beliebigkeit der Handlung.

Fazit: Für Fans des unblutigeren englischen Krimis. 

Paperback
Originalsprache: Englisch 
Übersetzt von: Birgit Schmitz

Preis € (D) 14,99 | € (A) 15,50 
ISBN: 978-3-596-70349-4
lieferbar

464 Seiten, Klappenbroschur
FISCHER Taschenbuch

Gelesen auf Huawei P30

Quelle: Netgalley Challenge 2019

Meine Krimiempfehlungen:

Lee Child, Andreas Gruber, John Grisham, Barbara Fradkin...

Wednesday 22 May 2019

Cory Doctorow Wie man einen Toaster überlistet


 Preis der schönen Neuen Welt und die Macht die Dinge über uns gewinnen. Die Dinge gewinnen die Macht über den Anwender.

Cory Doctorow ist bekannt für sein Engagement uns allen ein freies Internet und die Hoheit über unsere Daten zu verschaffen.

Ich liebe sein Little Brother und Pirate Cinema und lese jede seiner Veröffentlichungen. So auch diesen neuen Text. Wobei einschränkend anzumerken ist, das es sich um eine Novelle handelt die mit 3 anderen im Band Radicalized auf Englisch erschienen ist. Auf deutsch sollen die Geschichten einzeln erscheinen, was mir doch unverhältnismäßig erscheint. Positiv ist zu bemerken, das der deutsche Hardcoverband sehr wertig ist und man so nur die Geschichten kauft, die einem gefallen wie bei einem Musikalbum.

In der hier besprochenen Geschichte geht es um Salima eine junge Frau die aus Afrika über Europa nach Amerika geflohen ist. Ihre Eltern sind auf der Flucht bzw danach ums Leben gekommen. Sie ist allein in einem fremden Land und wartet in einem Flüchtlingslager unter menschenunwürdigen Bedingungen auf die entgültige Einreise. Als Sie endlich eine Unterkunft in den USA beziehen darf, handelt es sich um eine stillgelegte Mall in der provisorisch Flüchtlinge untergebracht werden. Hier lernt Sie die alleinerziehende Nadifa kennen und gemeinsam meistern sie allerlei Widrigkeiten. Tatsächlich erhalten sie nach einiger Zeit, die Genehmigung in eine subventionierte Sozialwohnung zu ziehen, nur wenige Stockwerke getrennt voneinander. Das Gebäude welches sie beziehen hat zwei Eingänge der Vordere gepflegte und chromblitzende für die vollzahlenden Mieter und der schmudlige Hintereingang für die ärmeren Mieter. Die erste Hürde tut sich auf, als Salima und Nadifa erfahren, das die Aufzüge eine Vorrangschaltung haben. Es werden immer zuerst die Vollmieter bedient und der Aufzug macht keinen Zwischenstopp für die Mieter 2. Klasse was schier endlose Wartezeiten bedeutet.

Das titelgebende Element kommt zum Zuge, als die Firma die den in die Küche integrierten Toaster hergestellt hat pleite geht. Zum einen ist der s.g. Toaster die einzige Kochmöglichkeit und somit weit mehr als ein Toaster wie wir ihn kennen. Zum Anderen dürfen nur autorisierte Lebensmittel bis hin zur Brotscheibe damit zubereitet werden und die Mieter sind gezwungen diese überteuerte Produkte zu kaufen. Analog zu den aktuellen Kapselkaffeemaschinen, nur das hier und heute auch Drittanbieter Kapseln verwendet werden dürfen. Doch was wenn dies nicht mehr erlaubt ist oder technisch unterbunden wird. Salimas Toaster ist günstig doch die Lebensmittel sind teuer und Salima als Nutzer hat keine Wahl. 

Nun ist der Hersteller aber pleite und das Gerät versagt komplett den Dienst weil die zugehörigen Server abgeschaltet werden und das Gerät so unbrauchbar wird. Nach einigen hungrigen Tagen findet Salima einen Weg die Software mit einem Jailbreak (veränderte und angepasste Software) freizuschalten und damit wieder benutzbar zu machen. Sie begeht ein Verbrechen, kann aber wieder kochen und das besser und günstiger als je zuvor. Daran lässt Sie Ihre Freundin Nadifa und alle Nachbarn teilhaben. Doch der Hersteller soll in naher Zukunft wieder online gehen und was wird aus den angepassten Geräten und Ihren Nutzern?

Doctorow greift einmal mehr ein aktuelles Thema auf. Das Recht der Nutzer Ihre Geräte nach eigenem Ermessen zu benutzen und die Herrschaft der Konzerne über Daten und Anwendungen. Ein Beispiel ist Google und Android. Wer ein Android Gerät benutzt darf längst nicht alles was möglich ist damit tun, es sei den er verschafft sich root Rechte und verzichtet auf die Herstellergarantie. Zumindest macht man sich heute damit noch nicht strafbar.

Es werden einige technische Fachtermini wie Darknet, Customrom, Jailbreak und ähnliches zitiert doch als Doctorow Leser wünscht man sich diesen Detailgrad und Neuleser schlagen kurz im Smartphone nach. Genau wie die handelnden Figuren sich einen Weg zur technischen Mündigkeit durch freie Informationen ebnen.

Was mir gut gefallen hat ist der hohe Realitätsgrad, sowohl in technischer als auch sozialpolitischer Hinsicht. Der Autor liefert das Erwartete und das macht er gut. Er weiss ganz einfach wovon er schreibt.

Was mir nicht so gut gefallen hat, ist das offensichtlich Schulmeisterliche der Erzählung und die Eindimensionalität der Figuren, diese scheinen keine Persönlichkeit zu besitzen sondern schlichte Schachfiguren im Spiel des Autors zu sein der dem Leser eine Botschaft zukommen lassen möchte und zwar mit dem Holzhammer.

Nichtsdestotrotz lohnt sich wie immer die Lektüre von Doctorow. Und ich empfehle das Buch an technisch Interessierte Freunde zu verschenken. Und damit einen Umdenkprozess anzuregen. 

Noch mehr empfehle ich seinen Roman Little Brother klick (gratis Dank CC)

Gelesen: eBook auf Huawei P30 

Quelle: Onleihe

Ausgabe: Heyne Verlag Die Zukunft

ISBN: 
978-3-641-24176-6
Preis DE: 
€ 9,99 EUR
Preis AT: 
€ 9,99 EUR
Preis CH: 
CHF 12,00 EUR*

* unverbindliche Preisempfehlung

Verlag: 
 
Heyne
Erscheinungstermin: 
08.04.2019


Friday 17 May 2019

Reichtum 101

Christine und Gideon Böss: Schatz, wir werden reich! (vielleicht) - Ein Paar und zwanzig Anläufe zum großen Geld

Was habe ich erwartet von einem Buch das den Weg zu Reichtum verspricht?

Ich habe mir ultimative Tipps und zumindest tiefschürfende Weisheiten, wenn nicht gar spirituelle Einsichten, wie in all den anderen Ratgebern, versprochen.

Erhalten habe ich ein wirklich witziges Buch das einem sicher nicht zu einem Fachmann macht, aber viele Irrwege erspart, Illusionen raubt und einige Tipps parat hält.

Gideon Böse beschließt Schluss zu machen mit der ewigen Geldknappheit. Wie sagte Dirk Kreuter neulich in seinem Podcast: es gibt genug Geld da draussen. In Mallorca simd keine Jachtliegeplätze mehr frei.

Somit sollte noch Geld für einen Freischaffenden Texter und Autor da sein. Gideon fasst dem Plan mit seiner Frau all die Dinge zu testen die lt Medien und öffentlicher Meinung zu Reichtum führen.

Insgesamt sind es 29 Selbstversuche von Pferdewetten bis zur Spielbank. Mit dabei sind so moderne Themen wie Kryptowährungen und so traditionelle Dinge wie sparen. Mal wird munter drauflos probiert und ein anderes Mal suchen die beiden Unterstützung bei Fachleuten wie Bankberatern. Doch stets ist der Versuch witzig, selbstironisch und kritisch beschrieben.

Keine der Ideen wird von vornherein abgestempelt und nur halbherzig ausprobiert Gideon und seine Frau gehen voller Elan an die Idee heran und beobachten und kommentieren was passiert. Ich musste oft an Michael Moore mit seinen Dokumentationen denken in denen er auch offen und scheinbar naiv Fragen stellt die sich entweder niemand stellt, um nicht als dumm zu gelten oder für unhöflich gehalten wird. Doch es sind Fragen die gestellt werden müssen. Warum werden meist die Banken reich? Warum muss ich erst Geld haben um investieren zu können?

Gideon hat als Autor schon reichlich Erfahrung mit humorvollen Texten gesammelt und das merkt man Wikipedia. Hier handelt es sich um keinen an Feierabend zusammengeschusterten Text. Der Mann kann erzählen, Pointen setzen und Sprachbilder malen. Mit seinem letzten Buch Deutschland Deine Götter Klett-Cotta hatte er grosse Aufmerksamkeit im Feuilleton erhalten vor allem deshalb weil er nie über die Anhänger diverser Gemeinschaften sondern immer mit Ihnen gelacht hat.

Hier sind einige meiner Lieblingstextstellen:

Kapitel Ratgeberliteratur

Ich mache also das, was Hillary Clinton den Russen vorwirft: Ich kaufe Trump.

Kapitel Kofferversteigerung

Er steht weiterhin im Wohnzimmer wie eine zugelaufene Katze, die einem langsam lästig wird, Flöhe hat und nicht mehr gehen will. 

Kapitel Kreditanfrage

Nach diesem Telefonat habe ich das Gefühl, gerade 2 000 Euro reicher geworden zu sein. Es ist ein trügerisches Gefühl – so wie bei der Kreditkarte, die einem auch grenzenlose Möglichkeiten vorgaukelt, weswegen irgendwo in meinem Hinterkopf auch eine Stimme mahnt, dass es sich dabei um weitere Schulden handelt,

Ich habe das Lesen in kleinen Häppchen sehr genossen, mich nie gelangweilt und oft gelacht. Sehr gut könnte ich mir das Buch als Hörbuch vorstellen.

Kritisch kann man nur die mangelnde Tiefe anmerken, doch der mündige Leser erhält mehr als genug Ansatzpunkte zur eigenen finanziellen Freiheit.

Mein Lieblingsdachbuch Ratgeber ist:

Philip Will: Kein Geld macht auch nicht glücklich Link zu Randomhouse

Quelle: Netgalley Lesechallenge 2019

Ausgabe: Kindle Version

Gerät: Kindleapp auf Huawei P30

Amazon exklusiv: Kindle 2,49€, Buch 7,99€


Saturday 11 May 2019

Shusterman: Dry

Schustermann: Dry

Postapokalyptische YA Literatur mit schlaflos Garantie.

Gleich vorab es handelt sich hier um ein waschechtes #Sogbuch. Von der ersten Seite zieht es den Leser völlig in seinen Bann und lässt erst los, wenn die letzte Seite gelesen ist.

Erwartet habe ich ein jugendliches Pendant zur üblichen Zombie-Survival-Prepper Literatur. Gefunden habe ich allerdings einen beeindruckenden Thriller der mich eher an Andreas Eschbachs Ausgebrannt erinnert.

Es fängt so schlicht und harmlos mit einem nicht mehr funktionierenden Wasserhahn an und wandelt sich zu einer Katastrophe biblischen Ausmaßes.
Sehr gern mochte ich die Erzählstruktur in der jedes Kapitel aus der Perspektive einer anderen Person beschrieben wird, analog zB zu George R R Martins Game of Thrones. Somit blickt man ins Innere verschiedener Figuren, lernt diese kennen und uU schätzen und erlebt auch die Handlung/Entscheidungen mit ihren Folgen aus diesen Blickwinkeln. Immer wieder werden in die Kapitel Snapshots eingestreut die weitere Personen in einem kurzen Augenblick zeigen und so den Handlungskreis erweitern ohne das dies ein zerfassern zur Folge hätte da die Momentaufnahmen selten wieder aufgegriffen werden. Die Haupthandlung wird konsequent bis zum Ende verfolgt und in den roten Faden werden hin und wieder kleine Farbsprengsel eingeflochten.

Der Kreis der ErzählerInnen ist glücklicherweise auf 4 Personen beschränkt, was den Erzählfluss beschleunigt und entschlackt. Es handelt sich um Alyssa: ein höchst intelliges Mädchen aus der Vorstadt kurz vor seinem Highschool Abshluss, Kelton: Alyssa's Nachbar und Klassenkamerad sowie Sohn eines waschechtes Hardcore-Preppers,
Jacqui: mit 19 Jahren die Älteste der Gruppe und als Aussteigerin diejenige mit dem größten Überlebenswillen
Henry: der Loki dieser unfreiwilligen Gemeinschaft

Nach einem klassischen Auftakt mit dem versiegen des sonst unbegrenzten und selbstverständlichenLeitungswassers beginnt die Auflösung der Zivilisation bzw das Abtragen der hauchdünnen Schicht namens Zivilisation die uns vom Tier trennt. (Hobbes: Der Mensch ist dem Mensch ein Wolf) Kelton bemüht hier auch allzuoft die bekannte Preppermetapher des Hirten, der Schafherde und der Wölfe. In anderes Romanen oder Filmen ist es EMP (Going Home) oder Zombies (Walking dead) hier etwas realistisch, alltägliches wie die Einstellung der Wasserzufuhr nach Südkalifornien.

Die vier Hauptpersonen finden sich nach einigen Schrecknissen und actiongeladenen Abenteuern wieder auf einer Odyssee durch die Apokalypse. Mit dem Ziel einer s.g. Bagout Basis, einem sicheren Zufluchtsort fernab der Welt und errichtet von Keltons Vater für genau so eine Situation.

Besonders gefallen hat mir der hohe Realitätsgrad. Die Personen sind Jugendlich und verhalten sich dementsprechend. Es sind keine Superhelden, die auf alles eine Antwort haben sondern sich weiterentwickeln und alles in Frage stellen können.

Der schauerlichste Moment war für mich als Alyssa's Bruder aus Versehen die kompletten Wasservorräte der Familie vernichtet. Und der schönste Moment als Sie Menschen treffen die trotz aller Not gewillt sind zu helfen.

Fazit: Für Liebhaber und Einsteiger in postapokalyptische Literatur gleichermaßen geeignet. Es handelt sich um klassische YA Unterhaltung die aber qualitativ ebenso Erwachsene Leser anspricht.

Spannung: Von der ersten bis zur allerletzten Seite mit wenigen Szenen zum atemholen.

Sprache: einfach ohne dabei platt zu sein dies sorgt für einen rasanten Lesefluss

Zitat: Alle werden sich daran erinnern, wo sie waren, als die Wasserhähne versiegten, denke ich. Wie bei der Ermordung eines Präsidenten.

Ausgabe: eBook von Netgalley gelesen auf Huawei P30 Pro